Mein erster Ausbildungstag – oder: warum ich in Tränen ausgebrochen bin

Nicki Vellick YOGALIFE Graz | Foto: migaandmike.comAutorin: Nicki Vellick

Jede:r der/die schon einmal etwas Neues im Leben begonnen hat weiß, was für eine mega Herausforderung das ist! Und das ist ja dann somit jeder Mensch auf dieser Welt, denn wir starten immer wieder mit etwas Neuem!

Wenn wir Kinder sind, dann geht es natürlich rasant schnell. Ständig verändern wir uns. Als Babies lernen wir innerhalb von kürzester Zeit zu krabbeln und zu gehen. Und ich kann mich zwar nicht mehr erinnern, doch ich gehe sehr davon aus, dass das anstrengend war!

Denn weißt du noch? Du konntest absolut nicht gleich einfach drauf los laufen! Du hattest erst mühsam das Aufstehen und stabil stehen lernen müssen, bis du dann eines Tages so mutig warst, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Um gleich darauf auf deinen Popo zu fallen 😃 

Stell dir mal vor du hättest damals, also bei deinem Plumps auf den Hintern gedacht: „Nö. Gehen is nix für mich.“ und wärst weiter nur gekrabbelt! Du hättest vor lauter Angst nochmal zu „versagen“ niemals gehen und laufen gelernt und wärst nur auf allen Vieren gewesen! 

Doch: das kam dir ja gar nicht in den Sinn, denn du hast damals noch nicht dieses Mindset gehabt, das du heute hast. Dieses: ich muss alles perfekt machen. Ich darf keine Fehler machen. Ich muss gleich richtig gut in meinen Tätigkeiten sein, ich kann mir keine Zeit lassen hinein zu wachsen. 

Wenn du das hier liest, stresst dich dieses Mindset auch so? Also mich stresst es definitiv! Und doch bin ich genau mit diesem übergestressten Mindset in meinen 1. Tag meiner eigenen Yogalehrerausbildung gegangen. Ich war nicht wie das Baby, das unermüdlich weiter machen wollte. Ich war eine erwachsene Frau Mitte 20 und wollte gleich eine Seane Corn* sein.

*) berühmte amerikanische Yogalehrerin die unglaublich tolle und inspirierende Dinge sagt während sie unterrichtet 

Ganz klar, dass diese Einstellung eine absolute Katastrophe war. Ich kam also am ersten Tag in den Yogaraum und mein Yogalehrer Young-Ho Kim startete die Ausbildung mit einer meeeega knackigen Praxis. Also er gab echt richtig Gas. Und er hatte Armbalances dabei, unter anderem die Krähe. Und jetzt gestehe ich dir etwas: ich konnte die damals noch GAR nicht! 

Aber gefühlt konnten sie alle anderen Menschen im Raum machen. Also alle anderen zukünftigen Yogalehrer:innen sind – in meinen Augen – ganz anmutig in die Krähe gegangen um dort gefühlt ewig einfach zu balancieren, während ich verschwitzt und verzweifelt nicht mal einen Fuß vom Boden wegbekommen habe. 

Nach der Praxis gab es dann eine Pause. Und ich rannte aus dem Raum in die Garderobe hinein und fing bitterlich an zu weinen. Ich fühlte mich wie die größte Versagerin. Ich kann nicht mal eine Krähe machen, was tu ich hier eigentlich? Wie konnte ich mir jemals einbilden ich wäre bereit dazu eine Yogalehrerin zu sein wenn ich nicht mal diese erste Praxis hinbekomme? 

In diesem Zustand war ich also, als plötzlich die Türe aufging und eine der Teilnehmerinnen in den Raum kam, die vorhin so mit Leichtigkeit in der Krähe geschwebt sind.

Und weißt du was sie gemacht hat? Sie sah mir ins Gesicht, sah dass ich weine uuuuuuund: ging aus dem Raum. Bämmm. In your Face. Einfach so. Sie hatte kein offenes Ohr, tröstende Worte oder einfach nur einen kurzen Moment des inne Haltens für mich. Nö. Sie wollte nur raus und sich nicht mit meiner Weinerlichkeit auseinandersetzen. 

Und weißt du was? In diesem Moment wusste ich: wäre die Situation umgekehrt gewesen, ich hätte TOTAL anders reagiert! Ich wäre natürlich zu der jungen Frau hingegangen und hätte mich bemüht für sie da zu sein. Ich hätte ihr vielleicht einfach nur zugehört. Vielleicht hätte ich sie in den Arm genommen. Ich hätte keine Lösung parat gehabt, aber ich hätte mich ihr ZUGEWENDET. 

Und da wusste ich dann auch: DAS ist es was eine gute Yogalehrerin ausmacht. Es ist nicht die Fähigkeit einer Armbalance (obwohl die natürlich cool sind). Es ist die Fähigkeit für andere Menschen da zu sein. Da sein zu wollen! Ihr Leuchtturm zu sein und sie durch ihr Leben begleiten zu wollen mit einer Praxis die dem Körper und dem Geist gut tut! Was es braucht um eine gute Yogalehrerin zu sein ist schlichtweg EMPATHIE. 

Was ich dann gemacht habe? Tränen getrocknet, Krönchen gerichtet und wieder rein in den Yogaraum! Ich wusste, bei der Asana-Praxis darf ich noch viel wachsen, doch mein Herz ist bereits in diesem Moment goldrichtig gewesen. 

Vielleicht hilft dir diese Geschichte ja ein wenig. Vielleicht bist du gerade drauf und dran Yogalehrer:in werden zu wollen. Und traust dich nicht recht dich anzumelden, weil du Angst hast, dass deine Praxis noch nicht gut genug ist. 

Ich sage dir heute: auf deine Praxis und ob du Armbalances oder krasse Transitions kannst, auf das kommt es nicht an. Es kommt darauf an, was du den Menschen mit Yoga schenken möchtest. Und dass du dein Herz dafür weit auf machst. 💜


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